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Wasserstoff wird grün

MZ 19.10.2016

Einen großen Beitrag zur Energiewende wollen künftig Forscher am Chemiestandort Leuna leisten. Dann soll in einer neu errichteten Pilotanlage im Elektrolyse-Verfahren "grüner" Wasser gewonnen werden. Beim Aufbau der Versuchsplattform will sich auch das Land Sachsen-Anhalt finanziell engagieren. Dazu gab Wirtschaftsminister Förg Felgner (SPD) nun die Zusage für eine Finanzierungsbeteiligung in Höhe von 4,5 Millionen Euro. Die restlichen 1,5 Millionen Euro kommen vom Bund. Der Bau ist für 2018 geplant, ein Jahr später soll die Pilotanlage den Betrieb aufnehmen.

In der Pilotanlage soll Strom aus erneuerbaren Energien für die Elektrolyse genutzt werden, mit deren Hilfe Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff gespalten wird.  Letzterer diene nicht nur als Energiespeicher, sondern sei auch ein gefragter Rohstoff für die chemische Industrie.

Betrieben wird die Plattform von den Fraunhofer-Instituten für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen (IMSW) in Halle sowie für Chemisch-Biotechnologische Prozesse (CBP) in Leuna. Für die Forscher bietet sich Leuna als idealer Standort an, weil der Chemiepark über das zweitgrößte Wasserstoff-Pipelinenetz Deutschlands verfügt, wie das IMWS am Dienstag mitteilte. Die Nähe zu industriellen Abnehmern ermögliche die Erprobung der Verfahren im großtechnischen Maßstab.

"Grüner" Wasserstoff könne eine entscheidende Komponente sein, um in der Chemieindustrie die Kohle zu ersetzen, teilte Fraunhofer mit. "Die vom Land geförderte Pilotanlage wird der Energiewende neue Impulse geben und zudem den Weg ebnen hin zu einer nachhaltigen Rohstoffversorgung der Chemieindustrie", betonte auch Wirtschaftsminister Jörg Felgner. Vor allem erhofft man sich von den neuen Verfahren auch geringere Kosten. Denn die Herstellung von Wasserstoff ist teuer.

Allein die Unternehmen in Mitteldeutschland hätten einen Bedarf von rund 100.000 Kubikmetern Wasserstoff pro Stunde, wie es hieß. "Wenn dieser wichtige Rohstoff, der bisher aus Erdgas gewonnen wird, vor Ort mit erneuerbaren Energien erzeugt werden kann, bedeutet das einen wichtigen Fortschritt im Hinblick auf Versorgungssicherheit", sagte Gerd Unkelbach, Leiter des CBP in Leuna.

Die Betreiber erhoffen sich nach Anschluss der Anlage an das Pipelinenetz am Standort, überschüssigen Strom, der in Sachsen-Anhalt etwa von Windkraftanlagen oder Solarparks erzeugt wurde, wertschöpfend zu nutzen. Ziel soll es sein, die Zuverlässigkeit von Elektrolyseanlagen zu optimieren.

"Wir schaffen mit der Elektrolyseplattform den deutschlandweit ersten voll-integrierten Elektrolyseteststand in einem Chemiestoffstromnetz", erklärte Ralf Wehrspohn, Leiter des IMWS in Halle. Als Kooperationspartner konnte das Unternehmen Linde gewonnen werden, in dessen Pipelinesystem der Wasserstoff eingespeist werden soll.