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Walzer zum 100. Geburtstag

MZ 14.11.2016

Als InfraLeuna-Geschäftsführer Christof Günther und Leunas Bürgermeisterin Dietlind Hagenau (parteilos) mit ihren Partnern auf der Bühne traditionell den Eröffnungswalzer tanzen, fällt den Organisatoren um Martin Halliger ein Stein vom Herzen. "Jetzt kann uns nur noch ein Stromausfall stoppen", sagt Kristin Sander. Dieser festliche Ball im Kulturhaus ist am Samstagabend nicht nur das größte gesellschaftliche Ereignis für die Wirtschaft im südlichen Sachsen-Anhalt. Er bildet quasi auch den Abschluss der Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag des Chemiestandorts. Und da soll möglichst alles passen.

Es ist auch ein Stelldichein für Firmen, Bundes-, Landes- und Lokalpolitiker und allerlei Prominenz aus der Gesellschaft. Und keiner kommt umhin, an diesem Abend die chemische Industrie mit ihrer Wirtschafts- und Innovationskraft über den grünen Klee zu loben. "Das Chemiedreieck in Mitteldeutschland hat sich zu einem international anerkannten Cluster entwickelt", sagt Iris Gleicke, parlamentarische Staatssekretärin im Bundesenergieministerium und Ostbeauftragte der Bundesregierung. In dieser Funktion fliegt Gleicke am Sonntag nach Kuba, um neue Wirtschaftskontakte zu knüpfen. Mit dem InfraLeuna-Chef habe sie besprochen, in welcher Art und Weise der Chemiestandort Leuna von solchen Terminen künftig profitieren könnte. "Kleinere Unternehmen nehmen diese Hilfe sicher gern an."

 Dabei hat Leuna das Jubiläum selbst gut genutzt, um in der Welt der Chemie auf sich aufmerksam zu machen, betont Günther. "Wir sind sehr zufrieden mit der tollen Resonanz, die wir erfahren haben." Noch mehr freut Günther die rege Investitionstätigkeit im Industriepark mit seinen 9.000 Beschäftigten. Der Standort lebe und entwickle sich weiter. Ein Motor dieser Erfolgsgeschichte ist natürlich die Total-Raffinerie in Spergau. "Ich bin selbst schon viele Jahre hier in Leuna. Und wenn man sich mal daran erinnert, was allein in den vergangenen 15 Jahren gemeinsam erreicht worden ist, dann ist das sehr bemerkenswert", sagt Joachim Bührmann, Personalchef der Raffinerie. Auf die Frage, ob der Drang zur Elektromobilität der Raffinerie ernsthaft schaden werde, meint er: "Auch in 20 und 30 Jahren werden Benzin und Diesel noch gebraucht. Aber wir passen unsere Produktion bereits den Veränderungen an, um wettbewerbsfähig zu bleiben. "Wettbewerbsfähig, der ehemalige InfraLeuna-Geschäftsführer Andreas Hiltermann macht das an einem wichtigen Punkt fest. "Der Standort kommt völlig ohne Subventionen aus."

Während im geschmackvoll dekorierten Saal die Stimmung prächtig ist, kommt Gastronom Thomas Vorläufer ins Schwitzen. Mit vier Köchen hatte er das Menü vorbereitet. Es ist sein letzter großer Ball, Ende des Jahres geht der Chef der Klubhausgastronomie in den Ruhestand. "Den Leuten schmeckt es. Gut so", sagt der 65-Jährige- und ärgert sich doch. Der rosa gebratene Hirschrücken ist nicht mehr rosa, "weil die Reden im Saal doch etwas zu lang gedauert haben." Einen Perfektionisten wie Vorläufer wurmt das.