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Kraftstoff aus Zucker

MZ 24.11.2016

Mit einem weltweit einmaligen Verfahren will das französische Unternehmen Global Bioenergies aus natürlichen Rohstoffen einen wichtigen biologischen Zusatz zum Kraftstoff marktreif machen. Dafür wurde nun eine Anlage im Chemiepark in Leuna beim Fraunhofer-Zentrum für Chemisch-Biotechnologische Prozesse (CBP) gebaut. 

Die Weltneuheit, mit der das Unternehmen wirbt: Sie haben es geschafft, Zucker mit Bakterien so reagieren zu lassen, dass daraus Kohlenwasserstoffe entstehen. Darunter ist Isobuten - ein wesentlicher Zusatz für Kraftstoff. „Wir wollen damit den großen Ölkonzernen keine Konkurrenz machen“, sagt Ales Bulc, Geschäftsführer von Global Bioenergies in Leuna. Vielmehr soll der biologische Zusatz den Kohlenstoffdioxid-Ausstoß des genutzten Kraftstoffes reduzieren. 

„Das ist unser Beitrag zum Klimaschutz“, sagt Bulc. „Außerdem gibt es gar nicht genug Zucker, um damit die ganze Welt mit einem biobasierten Kraftstoff zu versorgen.“ Denn aus vier Kilogramm hochkonzentrierten Zuckers entsteht ein Kilogramm Isobuten. 

Bevor der flüssige Zucker in der Anlage mit den Bakterien zusammengeführt wird, muss er noch steril gemacht werden. Die Bakterien, würden unter normalen Umständen nicht Kohlenwasserstoffe produzieren, sie wurden im Vorfeld so verändert, dass das biobasierte Isobuten entsteht. Gasförmig wird es abgeführt und durch Druck verflüssigt, bevor es die Anlage in Richtung anderer Unternehmen verlässt. 

Nach dem Erfolg der Pilotanlage in Frankreich soll nun die Weiterentwicklung des Produktes in Deutschland vorangetrieben werden. „Die Anlage wird in den kommenden Wochen langsam anlaufen“, erklärt Ales Bulc. Die Herstellung in größeren Mengen erlaube es anderen Unternehmen, das Isobuten zu testen. Ziel solle auch sein, die Herstellungskosten zu reduzieren und das Produkt wettbewerbsfähig zu machen. Doch bis dahin ist es ein weiter Weg. Und während dieser Entwicklung soll das biobasierte Isobuten auch in anderen Industriezweigen getestet und eingesetzt werden.

So sei es denkbar, dass es in der Kosmetikindustrie oder bei Gummi, Plastik und Plexiglas Anwendung finden könnte, ebenso bei Flugzeugkraftstoff. "Die Flugzeuge für die Zukunft werden heute schon gebaut", so Bulc. Deshalb muss der neue Kraftstoff mit der heutigen Technologie funktionieren. Wie das gehen soll, werden die Tests zeigen.

Das biobasierte Isobuten wurde zu Beginn im Labor entwickelt, dann in größeren Mengen in der Pilotanlage, und nun sollen pro Jahr bis zu 100 Tonnen die Anlage in Leuna verlassen. Doch auch der nächste Schritt des Unternehmens werde schon vorbereitet: Die erste industrielle Anlage, die das Iobuten ausliefern wird, wird bereits in Frankreich geplant.

Warum nun ausgerechnet die Anlage in Leuna entstanden ist? Mitteldeutschland um Hale, Leipzig und Leuna bilde sich zu einem biotechnologischen Zentrum heraus, so der Geschäftsführer. "Außerdem haben wir beim Fraunhofer die entsprechende Infrastruktur gefunden, um die Anlage hier betreiben zu können", so Bulc.