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Wirbel um Teppichgarne

MZ 31.08.2013

Die Nachricht kommt nicht überraschend. Domo Chemicals aus Leuna verkauft sein lukratives Fasergeschäft an den Aquafil-Konzern aus Italien. Nach monatelangen Verhandlungen wurde am Freitag die Einigung bekannt gegeben.

Domo produziert unter dem Markennamen Xentrys am Chemiestandort Teppichgarne und erzielte zuletzt einen Jahresumsatz von 50 Millionen Euro. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Die Aquafil-Gruppe bezeichnet sich selbst als eines der weltweit führenden Unternehme im Bereich der Teppichgarne. Unklar ist, was der Eigentümerwechsel für die bislang 249 Beschäftigten bei Xentrys bedeutet. "Rationalisierungsmaßnahmen sind nicht auszuschließen", hieß es in der gemeinsamen Presseerklärung. Ob damit der Abbau von Arbeitsplätzen gemeint ist, wurde nicht gesagt. Bei Facebook kursieren derweil Behauptungen, nach denen über 100 Stellen auf dem Spiel stehen könnten. Ob das stimmt und ob den Betroffenen andere Arbeitsplätze angeboten werden, war am Freitag nicht zu erfahren.

Klar ist hingegen, was sich Aquafil von der Xentrys-Übernahme verspricht. "Wir wollen die Nummer eins als Anbieter von Teppichgarn-Produkten werden", hatte der Geschäftsführer von Aquafil Deutschland, Martin Pfeiffer, erst im Juli auf eine MZ-Anfrage geantwortet. "Dank der guten Erfahrung und der Marktstellung von Xentrys sowie der vorhandenen modernen Produktionsanlagen würden wir diesem gesteckten Ziel einen wichtigen Schritt näherkommen", hatte Pfeiffer seinerzeit im Juli betont. Dafür werde man das Werk in Leuna "auf diese Strategie ausrichten und organisieren".

 Der Kauf beinhaltet offenbar nur die Spinnerei, allerdings nicht die moderne Polymerisationsanlage, die zwischen 2011 und 2012 für 30 Millionen Euro von Domo errichtet worden ist. Somit ist denkbar, dass Domo auch künftig das Ausgangsmaterial für die Garne - Nylon-6-Fasern - an Aquafil liefert und sich diese Geschäftsbeziehung abgesichert hat. Aquafil selbst produziert Polyamid 6 mit vergleichbaren Eigenschaften wie Nylon 6.

Mit 2.140 Beschäftigen in 13 Werken auf drei Kontinenten (darunter auch die USA und China) und einem Umsatz von 500 Millionen Euro ist Aquafil etwa zehnmal so groß wie Xentrys. Außerdem investiert Aquafil nach eigenen Worten in die Rohstoffrückgewinnung und führt etwa ausgediente Fischernetze, Teppichflor- und Textilabfall aus Kunststoff wieder dem Rohstoffkreislauf zu.

Domo Chemicals mit seinen 950 Mitarbeitern will sich künftig verstärkt auf die Geschäftsfelder technische Kunststoffe und chemische Produkte konzentrieren. Dabei setzt Domo auf Caprolactam, Ausgangsstoff für Nylon 6. Im Mai 2012 hatte Domo-Geschäftsführer Luc De Raedt angekündigt, die komplette Caprolactam-Produktion nach Leuna verlagern zu wollen.