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Wenn die Chemie stimmt

MZ 31.05.2018

Knapp zwei Jahre Bauzeit, zwei Firmen, die gemeinsam investieren und zwei Kilometer Rohrleitungen, die einen Verbund schaffen. Die Total Raffinerie Mitteldeutschland in Leuna und das Chemieunternehmen Domo Chemicals haben am Mittwoch ihr Gemeinschaftsprojekt der Benzolextraktionsanlage vorgestellt, in das beide jeweils 30 Millionen Euro investiert haben. Damit reagieren die Unternehmen auf sich ändernde Marktbedingungen und stellen sich für die Zukunft auf.

Von einem Meilenstein war bei der Einweihung der Anlage die Rede. Seit Jahresbeginn liefert die Total Raffinerie ein Stoff zu Domo, aus dem das Unternehmen Benzol extrahiert, ein wesentlicher Rohstoff seiner Produktion. Die verbleibenden Kohlenwasserstoffe gehen dann zur Raffinerie zurück, die dort ebenfalls verwendet werden. Für die Herstellung von Polyamid 6 benötigt Domo eine große Menge Benzol, das bislang eingekauft und angeliefert wurde. Polyamid 6 wird für die Textilindustrie, für Folien und Spritzgussteile in der Autoindustrie verwendet. Nun besteht die Möglichkeit, das bei der Benzinherstellung als Zwischenprodukt entstehende Benzol von der Raffinerie zu beziehen. Dafür wurden auf beiden Seiten der Leitungen entsprechende Anlagen errichtet. "Die Anlage läuft noch nicht auf Volllast, wird aber in den nächsten Wochen an diesem Punkt ankommen", sagt Willi Frantz, Geschäftsführer der Total Raffinerie Mitteldeutschland.

"Wir sichern damit unseren langfristigen Zugriff auf Benzol", sagt Domo-Geschäftsführer Luc de Raedt. Der Benzolmarkt sei unter Druck, die Beschaffung zunehmend schwieriger. 40 Prozent des Bedarfs komme nun direkt aus Leuna. Das reduziere zudem die Anzahl der Kesselwagen, deren Weg teils durch Europa zu Domo führt.

Für die Unternehmen ist es bereits der zweite Vertrag zum Austausch von Stoffen, da Domo seit über 20 Jahren Propylen von Total erhält. Letzterer will weiter seine Position als Grundstofflieferant für Chemiepartner über diese Partnerschaft hinaus stärken. "Es gibt bereits ein Projekt, über das wir nachdenken", sagt Geschäftsführer Willi Frantz. Da sich die Planungen erst am Anfang befänden, könne er noch nicht mehr dazu sagen.

Der Stoffverbund ist ein wesentlicher Schritt in diese Richtung, den die Raffinerie auch deshalb geht, weil angenommen wird, dass der Kraftstoffverbrauch in Zukunft zurückgehen könnte. Einfluss darauf kann die Entwicklung der Elektroautos haben. "Wir spüren keinen Rückgang im Moment, sondern einen stabilen Absatz", so Frantz. Gründe dafür sehe er im wachsenden Wohlstand und Energiebedarf.