Zum Hauptinhalt springen

Total investiert dreistelligen Millionenbetrag in Leuna

LVZ vom 01.11.2017

Gute Nachrichten für die Raffinerie in Leuna: Dem zum französischen Mineralölkonzern Total gehörenden Unternehmen in Sachsen-Anhalt steht die größte Investition seit Inbetriebnahme vor 20 Jahren ins Haus. Wie Raffinerie-Chef Willi Frantz am Mittwoch sagte, will man am mitteldeutschen Standort neben Benzin, Diesel und Heizöl künftig mehr Spezialprodukte produzieren. Dafür plant die Total-Gruppe den Umbau zweier bereits existierender Anlagen am Standort in Leuna (Saalekreis). Frantz geht von einer Investition in dreistelliger Millionenhöhe aus.

Die Ingenieurstudien dazu würden derzeit erarbeitet. Frantz rechnet fest mit grünem Licht durch die Konzernspitze in Paris. Das sei ein Vertrauensbeweis in die Zukunftsfähigkeit der Raffinerie. „Wir wollen das nächste Kapitel der Erfolgsgeschichte unserer Raffinerie schreiben und bauen dabei auf die Akzeptanz und Unterstützung in der Chemieregion.“

2019 soll das Projekt stufenweise an den Start gehen und bis 2021 abgeschlossen sein. Ziel sei es, „das Produktportfolio der Raffinerie weiter an die Marktentwicklung anzupassen“. Die Raffinerie, die als größte deutsch-französische Nachkriegs-Investition gilt und seit 1. November 1997 produziert, verarbeitet jährlich rund zwölf Millionen Tonnen vorwiegend russisches Rohöl. Allerdings wird das Geschäft mit Benzin und Diesel in den nächsten Jahren rückläufig sein, da sparsamere Motoren und Elektro-Antriebe auf dem Vormarsch sind.

Bereits mit dem Bau einer Benzolanreicherungsanlage – einer gemeinschaftlichen Investition von Total und der belgischen Domo-Gruppe – sei ein erster Schritt zur weiteren Anpassung an den Markt vorgenommen worden. Beide Unternehmen investieren zusammen 60 Millionen Euro in Leuna. Die Inbetriebnahme soll noch in diesem Herbst erfolgen. Total will zukünftig Benzol per Rohrleitungen an Domo Caproleuna liefern. Die Belgier verarbeiten den chemischen Grundstoff zu Kunststofffolien und Spritzgussteilen für den Automobilbau. Benzol wird bislang mit Kesselwagen nach Sachsen-Anhalt transportiert.

Für den Chemiestandort Leuna sei die Investition eine erfreuliche Nachricht, damit setze sich der Wachstumskurs der letzten Monate fort, sagte Christof Günther, Chef der InfraLeuna. Das Unternehmen hält für die 25 Firmen auf dem Gelände des ehemaligen Chemiewerks die Infrastruktur bereit, ist unter anderem zuständig für Wasser, Abwasser, Stromnetz und Straßen. Am Standort seien heute über 10 000 Mitarbeiter beschäftigt – „ein Rekordwert seit Bestehen der InfraLeuna“, sagte Günther.

Sehen lassen könnten sich auch die 250 Millionen Euro, die Chemiefirmen in Leuna in diesem Jahr in Erhalt und Ausbau stecken. InfraLeuna investiere ebenfalls: „In neue Kühlwerke, in den Ausbau des Stromnetzes, in Logistik und Abwasserentsorgung, ferner in ein neues Gefahrstofflager und die Erweiterung des Güterbahnhofs.“ Dass Total stärker auf Produktvielfalt setze, komme den Chemiefirmen vor Ort, aber auch Abnehmern in anderen mitteldeutschen Chemieparks zugute.

Der Standort zeichne sich auch durch kurze Genehmigungsverfahren für Bauvorhaben aus, versicherte Günther. Auch wenn es einigen Antragstellern oft nicht schnell genug gehe, man sei weiter wettbewerbsfähig, sagte er. Die Behörden anderenorts bräuchten wesentlich länger.