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Saubermachen im Sprint

MZ 16.05.2017

15.05.2017

Zwischen den Anlagen ragen an vielen Stellen Kräne hoch hinaus. Andere stehen etwas abseits bereit für den Einsatz. Es herrscht reges Treiben auf dem Geländer Total Raffinerie. Immerhin sind insgesamt 2.500 zusätzliche Arbeitskräfte dort tätig. Innerhalb von gut zwei Wochen soll die Raffinerie und innerhalb von vier Wochen die Pox-Methanol-Anlage überprüft, gereinigt und repariert werden. Es ist ein "kleiner Zwischenstopp", wie es Total-Geschäftsführer Willi Frantz nennt.

Die großen Stillstände der Raffinerie finden alle sechs Jahre statt. Doch zwischendrin braucht es einen Zwischenstopp, um wichtige Reparaturen und Instandhaltungsarbeiten zu erledigen. Während die zwei Wochen Stillstand in der Raffinerie einem Sprint gleichen, ist der große Stillstand eher ein Marathon. Da die Raffinerie derzeit aber nicht produziert, wird die Auszeit auch genutzt, um neue Projekte vorzubereiten. "Während dieses Zwischenstopps arbeiten wir an zwei Großprojekten. Wir binden die Anlage ein, die ab Oktober Benzol zu Domo liefert, und auch den Entsalzer", so Frantz.

Während die Arbeiten auf dem Gelände gerade auf Hochtouren laufen, blickt Frantz schon in die Zukunft. "Wir studieren ein Projekt für 2020 in dreistelliger Millionenhöhe, das sowohl die neue Raffinerie als auch die Pox-Anlage betrifft." Mehr könne er noch nicht dazu sagen. Nur, dass es in die Unternehmensstrategie passen wird. Die sieht vor, dass sich die Raffinerie nicht mehr nur auf Kraftstoffe beschränkt, da der Bedarf daran rückläufig ist. "Wir stellen nicht nur Benzin und Diesel her, sondern auch Grundstoffe für die Chemie und Petrochemie. Dieser Bereich hat noch Wachstumspotenzial", sagt Frantz. Teil dieser Strategie ist auch das Projekt mit der Domocaproleuna, die von der Raffinerie Benzol erhalten soll. Die Anlagen stehen. Mit der Anbindung an die bestehenden Systeme stehe der Inbetriebnahme im Oktober auch nichts mehr im Wege, so Frantz. Für die Total ist das eine Investition von 30 Millionen Euro und der Entsalzer schlägt mit zehn Millionen Euro zu Buche.

Doch vorerst liegt sein Augenmerk auf dem Stillstand, der einem straffen Zeitplan folgt. Der Geschäftsführer schaut auf einen Zettel an der Wand, auf dem unzählige verschiedenfarbige Balken den Arbeitsablauf anzeigen. "Jede Raffinerie ist ein Unikat", sagt er. Daher sei auch ein Stillstand nicht vergleichbar. Es gebe viele Raffinerien, die benötigen gar keinen kompletten Stillstand, weil sie zwei Destillationsanlagen besäßen. In Leuna gebe es allerdings nur eine. Darüber hinaus können man so eine Raffinerie auch nicht mal eben ausschalten. "Man kann nicht einfach auf einen Knopf drücken. Vielmehr ist es eine Sequenz des Abfahrens", so Frantz.

Nach und nach würden Temperatur und Druck verringert, danach müssten die Anlagen entleert werden und auch die Rückstände der Kohlenstoffe sorgfältig minimiert werden. Erst dann können die Arbeiten wie in der Vakuum-Destillation beginnen. "Der Ofen in der Destillation muss alle drei Jahre von Koks befreit werden. Dort lagern sich über die Zeit schwere Rückstände ab." Darüber hinaus müssten in den Anlagen auch Katalysatoren ausgetauscht werden. Die würden nach drei Jahren an Leistung verlieren. Insgesamt 800.000 Tonnen werden ausgetauscht. Noch bis Ende Mai laufe der Stillstand. Bislang sei die Stimmung gut und die Motivation am Standort gut. Solange die Wetterkapriolen aus Gewitter und Wind nicht zu viel Unterbrechungen fordern, laufe alles nach Plan.