Geheimrezept als Job-Motor
MZ 17.04.2013
Vom Dröhnen der Maschinen in der Halle nebenan bekommt Dirk Pache kaum etwas mit. In aller Ruhe untersucht er die Proben von dem Produkt, das die Anlagen rund um die Uhr erzeugen: feine weiße Körnchen, mit denen der finnische Produzent FP Pigments die Kunststoff- und Papierindustrie sowie Hersteller von Farben beliefert. „Jedes Jahr verlassen mehrere 10.000 Tonnen der Pigmente die Anlage“, erzählt Geschäftsführer Olaf Lehmann.
Die Produktion boomt: das vor 40 Jahren gegründete und seit 2009 am Chemie-Standort ansässige Unternehmen erwartet für dieses Jahr rund 100 Millionen Euro Umsatz - eine Steigerung um 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Grund genug, das Werk nun um eine Lagerhalle und eine zweite Produktionslinie zu erweitern.
Eine niedrige zweistellige Millionensumme, so Lehmann, soll investiert werden, die Zahl der Mitarbeiter von derzeit 22 auf künftig über 30 steigen - Vollzeit wohlgemerkt. „Durch die Kooperation mit der Berufsakademie Leuna absolvieren einige schon jetzt ein Praktikum, die dann mit dem Start im Januar 2014 bei uns anfangen wollen“, erzählt Lehmann. Unter ihnen befänden sich auch einige Langzeitsarbeitslose.
Ein Ende des Wachstums sei vorerst nicht in Sicht, wie der Geschäftsführer erklärt. Der Grund liege in der geheimen Rezeptur, nach der die Pigmente von dem Unternehmen erzeugt werden. Den Finnen sei es nämlich gelungen, den üblicherweise verwendeten Inhaltsstoff Titandioxid, der auf dem Weltmarkt zu hohen Preisen gehandelt wird, zu ersetzen. „Alle, die nach Alternativen suchen, sind potenzielle Kunden“, meint Lehmann.
Dass sich FP Pigments damals überhaupt für Leuna entschied, lag an zwei Vorteilen des Standorts: „Zum einen die rohstofftechnische Vernetzung - denn wir werden von Linde beliefert - und das Potenzial Mitteldeutschlands, was die Arbeitskräfte angeht“, erklärt der Standortchef. Für ein weiteres Werk in den Vereinigten Staaten stand das Leunaer Werk sogar Modell.
Und da die weißen Farbpigmente auch in Zukunft fast überall zu finden sind - vom PVC-Fenster bis hin zur Tapete - wird Mitarbeiter Dirk Pache in seinem Labor schon bald neue Kollegen begrüßen.
Der Geschäftsführer der InfraLeuna, Christof Günther, begrüßte die millionenschwere Erweiterung in Leuna. „Ich freue mich, dass ein internationales Unternehmen expandiert“, sagte Günther. Wichtige Basis dafür sei die Herstellung eines innovativen Produkts, das ein langfristig tragfähiges Wachstum garantiere. „Diese Entscheidung ist für mich auch ein klares Signal, dass die Bedingungen am Standort stimmen.“