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Forscher im weltweiten Wettlauf

MZ 05.05.2012

Noch ist es ein Rohbau, ein schlichter Betonquader mit der Werksnummer 3668. Doch hinter dem Gebäude, für das gestern am Chemiestandort Leuna Richtfest gefeiert wurde, steht eine Innovation - wie bei solchen Anlässen immer gern betont wird. In dem Komplex wird ab Sommer die Thyssen-Krupp Uhde GmbH ein Forschungslabor beziehen. Untersucht werden dann Verfahren zur Herstellung von Milch- und Bernsteinsäure aus Biomasse. Die Säuren sind wichtige Basisstoffe zur Produktion etwa von Kunststoffen. Gleich nebenan entsteht für 15 Millionen Euro die dazu passende Pilotanlage. "In der Welt tobt ein Wettrennen. Entscheidend ist, wer als Erster das neue Verfahren für die Großindustrie etablieren kann", sagt Wolfgang Tietz von der Uhde GmbH.

Dafür ziehen die Forscher von Leipzig nach Leuna um. "Für den Standort ist es ein wichtiges Projekt. Die Biotechnologie ist nachhaltig und langfristig bedeutsam", meit Christof Günther, Geschäftsführer der InfraLeuna GmbH. Betrieben wird das Labor von der BioChem GmbH. Deren Geschäftsführer Rainer Mahn lobt die Zusammenarbeit mit ThyssenKrupp aber auch der Firma Storimpex, die das Gebäude baut. Hier würden Kompetenzen gebündelt, das alleine sei schon wegweisend für die Zukunft. Was Mahn nicht minder schätzt: Die 18 Mitarbeiter, die für den Betrieb nötig werden, sind alle über die Arbeitsagentur in Merseburg vermittelt und bei der Bildungsakademie Leuna geschult worden. "Sie haben alle unbefristete Arbeitsverträge erhalten, auch das ist nachhaltig", sagt Mahn.

Die Pilotanlage selbst soll jährlich rund 1.000 Tonnen Milch- und Bernsteinsäure produzieren. Dabei setzen die Forscher von Uhde auf neue Verfahren. So wird bei der Milchsäure als Ausgangsstoff zwar auch Zucker verwendet, allerdings bleibt neben der Säure als Abprodukt statt Gips Ammoniumsulfat übrig - Düngemittel. Auch die Bernsteinsäure wird aus Biomasse gewonnen. Bisher setzt die Industrie dafür noch auf Erdöl oder Erdgas - die teurer werden. "In unserem Prozess arbeiten wir mit Partnern in den USA zusammen. Sie liefern uns spezielle Bakterien, die wir zur Produktion der Bernsteinsäure benötigen", sagt Wolfgang Tietz. Nun gehe es darum, mit der Pilotanlage den Nachweis zu erbringen, dass sich das Verfahren im großen Maßstab rentiert - und zuverlässig ist. "Wir stellen 1.000 Tonnen im Jahr her, eine Industrieanlage hat die hundertfache Kapazität.

An Selbstvertrauen mangelt es den Forschern aber nicht. "Nach allem, was ich weiß, sind wir bislang die Besten", meint Tietz.