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Einladung zum Lächeln

MZ 24.11.2014

Rote und weiße Nelken, Mauerstücke, Kerzen und Stacheldraht - schon die Blumendeko im cCe-Kulturhaus verriet: Auch der 5. Leunaer Wirtschaftsball feiert 25 Jahre Mauerfall, was auch den Neuanfang am Chemiestandort bedeutete.

Gäste und Gastgeber des Balls wussten natürlich noch, wo sie am Abend des 9. Novembers waren. "Ich war zu der Zeit Panzerelektriker und konnte kein Fernsehen gucken", erzählte InfraLeuna-Geschäftsführer Christof Günther. Er habe die Neuigkeit dann aus dem Westradio erfahren. "Wir haben den ganzen Abend wechselnde Nachrichtensendungen geguckt", erzählte Leunas Bürgermeisterin Dietlind Hagenau (parteilos), die mit Sohn Martin zum Ball gekommen war. Ganz anders erlebte Iris Gleicke (SPD) diese Nacht. Die parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie und Beauftragte der Bundesregierung für die neuen Bundesländer, für Mittelstand und Tourismus, hat die Nachricht vom Mauerfall praktisch verschlafen. "Mein Kind war damals noch sehr klein. Und neben Windeln waschen war natürlich noch einiges andere zu tun." Sachsen-Anhalts Finanzminister Jens Bullerjahn (SPD) war in dieser Nacht zwar ebenfalls ahnungslos, doch zumindest hat er gefeiert. "Ich war damals Ingenieur und wir haben in einer Brauerei im Mansfeldischen ein neues Steuerungssystem eingebaut. Einen Fernseher gab es." Aber in einer Brauerei werde man ja immer eingeladen. Von der Maueröffnung habe erst am nächsten Tag erfahren.

"Trotzdem sind wir Ostdeutschen 1990 nicht vom Baum gefallen", sagte Iris Gleicke in ihrer Rede vor den Ballgästen. Es gelte, die Biografien der Ostdeutschen anzuerkennen. Allerdings sei man deutlich von gleichen Lebensverhältnissen in Ost und West entfernt. Jens Bullerjahn zollte all jenen Respekt, die Teil daran hatten, dass es die Region Saalekreis wirtschaftlich geschafft habe. "Die Chemie hat gezeigt, dass es sich lohnt." Und wer hier durchfahre durch diese Region, "sollte ab und zu auch mal die Mundwinkel nach oben nehmen", forderte der Minister etwas mehr Fröhlichkeit ob des erreichten ein.

Diesmal ging es beim Wirtschaftsball ausgenommen sportlich zu, und das nicht nur weil HFC-Präsident Michael Schädlich, Marathon-Olympiasieger Waldemar Czierpinski und TSV-Leuna-Präsident Jürgen Schulze unter den Gästen waren. Auf der Bühne verzauberten die Sportakrobatinnen von Tabea aus Halle die Gäste mit zauberhaften Tänzen voll erstaunlicher Körperbeherrschung. Für Begeisterung sorgte auch der amtierende Weltmeister im Rhönradfahren, Robert Maaser. Die mehr als 350 Gäste tanzten das am leckeren Buffet aufgeladene "Hüftgold" bei der Ballnacht bis in die frühen Morgenstunden wieder ab.