Skip to main content

Ein Motor für den Standort

MZ 06.07.2014

Ganz ohne die Fußball-WM kommt wohl kein Festakt in diesen Tagen aus - da machte das Jubiläum von Domo Chemicals in Leuna keine Ausnahme. Zum 20. Geburtstag des belgischen Unternehmens am Chemiestandort war auch der belgische Botschafter in Deutschland, Renier Nijskens, angereist. Er freute sich über den herzlichen Empfang und die tolle Atmosphäre mit einer gigantischen Leinwand im cCe-Kulturhaus, bei der jedes Public Viewing vor Neid erblassen würde. "Ich frage mich, ob Sie auch noch so freundlich wären, wenn dieser festliche Termin nach dem 13. Juli gelegen hätte. Und Belgien dann Fußball-Weltmeister ist." Die Lacher hatte Nijskens auf seiner Seite.

Die Erfolgsgeschichte des Chemiestandorts Leuna nach der Wende ist eng mit Domo verknüpft. 1994 hatte die Firma, bis zu diesem Zeitpunkt ein reiner Teppich-Produzent, die alte Caprolactam-Anlage der Leuna Werke übernommen. Über 600 Millionen Euro investierte das Unternehmen in zwei Jahrzehnten bislang schon in den Neubau und die Modernisierung der Anlagen. Für Domo war es die Chance, das eigene Profil zu ändern und an den Ursprung der chemischen Industrie zurückzukehren. "Wir sind stolz darauf, was in den vergangenen 20 Jahren hier aufgebaut wurde", sagte Jan de Clerck, Präsident und Besitzer der Domo-Gruppe.

Domo mit seiner am Standort ansässigen Firmentochter "Caproleuna" hat sich zu einem Marktführer bei der Produktion von Polyamid 6 gemausert. Dass Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff von einem Glücksfall für die Region und das ganze Bundesland sprach, liegt natürlich an der Wirtschaftskraft des Unternehmens. Die Caproleuna mit ihren 525 Mitarbeitern ist nach der Total-Raffinerie der zweitgrößte Produzent im Chemiepark. Der Umsatz der Gruppe lag 2013 bei 900 Millionen Euro und ist zum Großteil ein Verdienst des Leunaer Geschäftsteils. Knapp 170.000 Tonnen Caprolactam stellt Domo unter anderem jährlich hier her und produziert daraus Polyamid-6-Granulat. Die kleinen Körner sind Ausgangsstoff beispielsweise für die Teppich-, die Textil-, die Auto- oder die Elektroindustrie. "Und wir wollen auch künftig erfolgreich sein und uns verstärkt auf Innovationen konzentrieren", so de Clerck.

Und er nahm die deutsche Politik in die Pflicht. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssten die Rahmenbedingungen stimmen und die Energiekosten bezahlbar sein. De Clerck dankte zudem den ehemaligen Mitarbeitern von "Xentrys". Domo hatte im vergangenen Jahr seine ebenfalls in Leuna ansässige Produktion von Teppichgarnen an das italienische Unternehmen Aquafil verkauft. Über 100 Jobs sollen nach dem Eigentümerwechsel abgebaut worden sein. Warum Domo indes weiter auf Leuna setzt, begründete de Clerck mit den hochqualifizierten und engagierten Fachkräften vor Ort und dem guten Draht in die Politik mit schnellen Genehmigungen. "Das ist in anderen Ländern nicht so."

Apropos Fußball. Landesvater Haseloff hofft bei der WM auf ein Finale Deutschland gegen Belgien. "Egal, wer dann auch gewinnt, hier in Leuna könnte man sich eigentlich so oder so freuen."